Meine ethnischen Wurzeln

Meine ethnischen Wurzeln

Das Museum des Tomsker Bezirks veranstaltete einen genealogischen Forschungswettbewerb.

 

Warum die Geschichte der Familie studieren? Auf jeden Fall ist es informativ und interessant. Der Suchprozess ähnelt oft einer Detektivuntersuchung. Man muss Zeugen befragen, in Onlinedatenbanken, Büchern und Archivdokumenten nach Informationen suchen und die Ergebnisse miteinander vergleichen. Darüber hinaus ist die Vergangenheit einer Person Teil der Persönlichkeit.

"...mein Großvater Peter Alexandrovich Sukhachev wurde in einer für damalige Verhältnisse mittelständischen Familie geboren. In jenen Tagen schlossen sich die Kinder früh der harten Arbeit von den Bauern an. Extra-Bildung war nicht relevant. Allerdings wurde Großvater als Literat im Dorf respektiert, da er es geschafft hatte, vier Klassen der Pfarrerschule zu absolvieren. Nach einiger Zeit heiratete er Großmutter- Khrinthia Mikhailovna, geboren Soktina. Bald wurde die junge Familie vom älteren Bruder meines Vaters, Sergei, ergänzt. Dann wurde Großvater zum aktiven Militärdienst einberufen. In Tomsk ernannte ihn die Rekrutierungskommission zu den Wachen."

Ein Ausschnitt aus der Forschungsarbeit über die Geschichte der Sukhachev-Familie, Rubtsovsk, Altai.

 

Die Geschichte der Familie zu studieren hilft dabei, mehr über die Geschichte einer Stadt, eines Landes und einer Epoche zu erfahren. Manchmal erlaubt ein sorgfältiges Studium des Schicksals einer Person das Ausmaß historischer Ereignisse besser zu verstehen, als jedes Lehrbuch es erklären könnte.

 

"Wie viele andere deutsche Familien hat sich die Familie Bauer im Dorf Plottishche, dem Sarower Forstbetrieb, niedergelassen. Der Ort war nicht bewohnt. 2-3 Häuser, Kasernen und mehrere Unterstände. Oh, und sie lieden Not mit ihrer Tante, die schon anfing zu erkranken. Rosa Egorovna arbeitete im Dorf an verschiedenen Arbeitsplätzen, hauptsächlich als Viehzüchterin. Es gab kein Geld in der Familie, die Kleidung war schlecht. Das Essen war gerade ausreichend. Doch manchmal gab es nicht einmal Brot und Kartoffeln... Sie lebten in einer Baracke oder in einem Erdloch. In den Baracken war es einfacher. Dort hatte jede Familie ihre eigene Ecke. Richtig, ohne Trennwände und Vorhänge."

Ein Ausschnitt aus der Forschungsarbeit "Schicksale Sibiriens", Stadt Kolpashevo.

 

Trotz des, ehrlich gesagt, arbeitsintensiven Forschungsprozesses haben sich viele Teilnehmer zusammengefunden, um am Wettbewerb "Meine ethnischen Wurzeln" teilzunehmen. Das Projekt begann 2011, als im Museum der Region Tomsk die Ausstellung "Geschichte, Leben und Kultur der Russlanddeutschen" eröffnet wurde. Um das Interesse an der eigenen Familiengeschichte zu erhöhen, wurden Exkursionsprogramme entwickelt, erste geneologische Forschungen durchgeführt, Treffen mit Russlanddeutschen und verschiedene Feten organisiert. Die Ausstellung wurde in 6 Jahren von mindestens 13.000 Menschen besucht und die Anzahl der Teilnehmer am Wettbewerb nimmt ebenfalls zu. In diesem Jahr gingen 36 Forschungsarbeiten aus Tomsk, Sewersk, sieben Bezirken des Tomsker Gebiets sowie der Region Kemerovo und der Altai-Region ein. 

Die Ergebnisse wurden in drei Kategorien zusammengefasst: Erwachsenenarbeit, Kinder von 6-12 und Jugendliche von 13-17 Jahren.

 

"Nachdem er 1616 in Danzig angekommen war, gelang Adam Wiebe der Bau zahlreicher Staudämme, darunter der angeordnete Wasserbrunnen "Neptun"(...) Er ist Erfinder der ersten Standseilbahn- der Seilbahn, mit der er beim Deponieren von Dämmen Material transportierte. (...) Sein Talent als Ingenieur brachte ihm den Ruf als zweiten Archimedes ein, er wurde selbst von Königen eingeladen, aber trotz seiner harten Arbeit und seines Einfallreichtums verstarb er unter hohen Schulden.(...) Viele seiner Nachkommen wurden als Ingenieure und Architekten bekannt (übrigens, meine Cousine Xenia absolvierte dieses Jahr die TGASU mit Auszeichnung und gewann einen Wettbewerb, mit dessen Preis sie jetzt in Italien an einem Masterprogramm teilnehmen kann."

Ein Ausschnitt aus der Forschungsarbeit über die Geschichte der Familie Staudinger, Tomsk.

 

Die Ziele und Motive jedes Teilnehmers sind unterschiedlich. Der Eine möchte die maximale Anzahl seiner Vorfahren "kennenlernen", der Andere will das Schicksal der im Exil lebenden Verwandten erfahren und ein wieder Anderer träumt davon unter seinen Vorfahren reiche Kaufleute oder sogar Adel zu finden. Wie die Projektleiterin Svetlana Federowna Vershinina sagt, ist der Prozess selbst von aller größtem Wert. Durch die Zusammensetzung des Familienstammbaums werden Familien vereint, Familientraditionen entwickelt und durch sie die Geschichte einer Nation als Ganzes.

 

"Elena Germanova wurde am 16. September 1932 im Dorf Medental Lizandergeyskowo Kanton ASSR NP geboren. Die Familie war nicht reich. Der Vater Siebert German Iwanowitsch arbeitete als Buchhalter, die Mutter Sieberts arbeitete auf der Kolchose. Nach der Erinnerung von Elena verließ sie früh das Haus und kam spät wieder, doch die Tochter wartete immer auf sie. 1937 kamen drei Männer mit Hunden in ihr Haus und durchsuchten alles. Daraufhin wurde der Vater unter dem Vorwurf kontrarevolutionärer Propaganda verhaftet und zu 10 Jahren Haft verurteilt. Elena findet 1992 heraus, dass er am 10. März 1938 im Unislag von Sukh starb.

Ein Ausschnitt aus der Forschungsarbeit "Elenas Schicksal", Semiluzhki.

 

Die besten Arbeiten des Wettbewerbs wurden in die Präsentation, die im Museum des Tomsker Bezirks stattfand, aufgenommen und die Gewinner wurden mit unvergesslichen Preisen ausgezeichnet. Alle Teilnehmer erhielten Souvenirs mit dem Emblem "Geschichte, Kultur und Leben der LV". Jetzt wird die Veröffentlichung der Materialen vorbereitet.