Alexander Schlegel

Herr Schlegel, Sie haben lange 6 Jahre in Tomsk verbracht. Worin bestand Ihre Arbeit? Erzählen Sie bitte über Ihre Organisation und über Ihr Leben hier in Sibirien.

A.S.: Meine Arbeit bestand darin, an den ausgewählten DSD-Schulen (d.h. an Schulen, die das Deutsche Sprachdiplom anbieten) Deutschunterricht zu erteilen und Schüler auf das Deutsche Sprachdiplom vorzubereiten. Als Landesprogrammlehrer bin ich vom Bundesland Berlin vom Berliner Schuldienst beurlaubt worden, um im Ausland zu arbeiten. Koordiniert wird die Arbeit von deutschen Lehrern im Ausland von der ZfA, der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen.

Warum ausgerechnet Russland und Tomsk? War es Ihre eigene Wahl oder ein Wunsch der Leitung?

A.S.: Nein. Russland war, ehrlich gesagt, nicht mein Wunschland, und Sibirien war nicht meine Wunschregion. Aber die ZfA suchte damals dringend Lehrer für Sibirien, und deshalb habe ich mich für Tomsk entschieden, denn von den von der ZfA angebotenen Stellen hat mir Tomsk am besten gefallen. Im Nachhinein bin ich aber über meine Wahl nicht unglücklich.

Können Sie sich daran erinnern, wie viele Schüler in Tomsk unter Ihrer Betreuung das Sprachdiplom bekommen haben?

A.S.: Genau kann ich es nicht sagen, ich schätze aber, es waren 120 bis 130.

Im Laufe Ihres Aufenthaltes in Sibirien haben Sie sehr viel mit dem Russisch-Deutschen Haus gearbeitet. Es gab eine große Anzahl von gemeinsamen Projekten. Erzählen sie über eines der interessantesten Projekte.

A.S.: Interessant waren hoffentlich alle Projekte; das aufwändigste war sicherlich das mehrtägige „Dolmetscherseminar“, das mit den DSD-Schulen in Kemerowo und Nowosibirsk und natürlich den Gymnasien 29 und 6 in Tomsk durchgeführt wurde. Die Teilnehmer des Seminars erhielten einen Einblick in die Arbeit eines Dolmetschers. Sie mussten selbst kürzere Sätze auf Russisch ins Deutsche übersetzen oder umgekehrt; sie bekamen schriftliche Texte, die sie in die jeweils andere Sprache übertragen mussten, erhielten eine Einführing in die Kurzschrift, die ein Dolmetscher beherrschen muss, absolvierten kleine Übungen im Sprachlabor der Universität, kurz, sie erhielten einen fundierten Überblick über die wichtigsten Tätigkeiten des Dolmetscherberufs. Das war vor allem deswegen wichtig, weil viele Schüler der oberen Klassen als Berufswunsch „Dolmetscher“ angeben.

Was haben Sie vor in Deutschland zu machen? Gibt es Pläne noch einmal nach Russland oder Tomsk zurückzukehren?

A.S.: In Deutschland werde ich wohl wieder als Lehrer in meinen studierten Fächern Latein und Französisch arbeiten.
Vor allem möchte ich meine Russischkenntnisse nicht verlieren, werde also in meiner Freizeit weiter ein wenig Russisch betreiben. Nach Russland und da vor allem nach Tomsk werde ich sicherlich noch einmal zurückkehren, da mir die Stadt und die Arbeit dort gut gefallen haben und ich einige sehr nette Menschen kennengelernt habe.

Danke für Ihre Antworten. Wir wünschen Ihnen alles Gute für Ihre weitere Arbeit! Mit besten Grüßen aus Sibirien.

Das Team des Russisch-Deutschen Hauses.