Die ersten regionalen Hartung-Lesungen

Leonid Hartung st ein Mann von erstaunlichem Schicksal. Unmittelbar nach seiner Geburt „beteiligte“ er sich an der Befreiung des Uralgebiets von Koltschak, weil seine Eltern Militärärzte waren und mit der Roten Armee entlang der Fronten des Bürgerkriegs reisten. In den Jahren des Großen vaterländischen Krieges begann er, als Volksdeutscher, Dorfkinder im für ihn fremden Sibirien zu unterrichten und hielt ihnen zeitlebens die Treue.

Leonid Hartung begann 1941, als er noch an der Wolga lebte, seinen ersten Roman über das Studentenleben zu schreiben. Nach der Absolvierung der Saratow-Universität wurde er Lehrer im Dorf Pionerowka.

Als der Krieg begann, wurde der junge Mann als Wolgadeutscher in die Sondersiedlung ins Gebiet Tomsk geschickt. Er hatte Glück – er konnte als Lehrer in seinem Fach arbeiten. Nach dem Krieg heiratete er seine Bekanntin aus Saratow, Irma Dammer, die ebenfalls nach Tomsk umgesiedelt war.

Von 1950 bis 1994 lebte die Familie Hartung in Kaltai, wo Leonid Genrichowitsch (in Sibirien erhielt er den Vatersnamen Andrejewitsch) in der Schule Physik und Geschichte unterrichtete. Gleichzeitig schrieb er Essays und Bücher. 1963 trat er dem Schriftstellerverband bei, beteiligte sich an der Gründung der regionalen Schriftstellervereinigung.

In der Region Tomsk, der der Lehrer und der Schriftsteller sein Leben gewidmet hat, wird sein Andenken sorgfältig gewahrt. Im Dorfmuseum in Kislowka gibt es eine Ausstellung, die seinem Leben und Erbe gewidmet ist. Viele Exponate haben dem Museum die Töchter von Hartung, Natalja und Tatjana übergeben, die in Tomsk und Sewersk leben.

Hartung hinterließ ein reiches literarisches Erbe: „Schwieriger Frühling“, „Morgendämmerung vergeht nicht“, „Morgen betreten Sie das Klassenzimmer: Notizen eines Landlehrers“, „Es gab so einen Fall“ und andere. Seine Bücher widmen sich vor allem dem Thema Schulleben und Jugend und sind auch heute noch aktuell. Eines der letzten Werke ist der autobiografische Roman „Die Patrioten ohne Heimat“. Es wurde im März 1994 in Kasachstan veröffentlicht. Und im Juni ging der Schriftsteller aus der Welt...

Zum Jubiläum von Leonid Genrichowitsch wurde dieses Buch in Tomsk veröffentlicht. Das Buch „Das darf man nicht vergessen“ wurde von den Mitarbeitern der Zentralbibliothek Tomsk und des Museums für Bildungsgeschichte zur Veröffentlichung vorbereitet und enthält Hartungs Erzählungen über die Zeit seiner Kindheit und Jugend sowie Fotos aus dem Familienarchiv.

Am 26. April um 15:00 Uhr finden im Kulturhaus des Dorfes Kislowka die ersten regionalen Hartungs-Lesungen statt.

Im Programm:

- Ausstellungen

- Präsentation des Buches „Das darf man nicht vergessen“

- Ergebnisse des Wettbewerbs von Büchertrailern über die Werke von Hartung

 - Treffen mit Schriftstellern und Dichtern des Tomsker Gebiets

Die Veranstaltung wird mit Unterstützung des Internationalen Verbandes der deutschen Kultur im Rahmen des Beschlusses der Deutsch-Russischen Regierungskommission für Angelegenheiten der Russlanddeutschen durchgeführt.