"Andrej Petrowitsch Dulson. Weg eines Forschers"

Die weltberühmte Linguist, Ethnograph und Archäologe, Prof. Dr. phil und Forscher der Sprachen und der Kultur indigener Völker wurde am 09.02.1900 in der Siedlung Krasnopolje (Preuss), des Ujesds Nowousensk im Gouvernement Samara (jetzt Oblast Samara) geboren. 

Seine Eltern sind auch Gebürtige dieser Siedlung. Er ist ein Nachkomme von Franz Dulson, der mit seiner Familie am 12.05.1767 aus dem Dorf Bommersheim des Erzstiftes Kurmainz kam und wie viele andere Wolgadeutsche der Einladung Katharinas II folgte. 

Sein Vater Pjotr Georgow Dulson (geb. 1864) beendete die zentrale russisch-deutsche Fachschule Katharinnenstadts und arbeitete als Amtsschreiber der Siedlung. Ab 1917 war er als Sekretär des Siedlungsrates tätig. Er kämpfte im Ersten Weltkrieg im Kaukasus. 

Seine Mutter Margarita (geb. 1868) war Hausfrau und kümmerte sich um die Kinder. Andreas war das sechste Kind der Familie. Im Jahre 1921 starben seine Eltern an Hungertod. 

Ausbildung

Andreas beendete die Konfessionsschule der Siedlung und besuchte danach sechs Klassen des Jungengymnasiums von Katharinnenstadt. Von 1924 bis 1929 studierte er Deutsche Sprache und Literatur an der Universität Saratow. Von 1931 bis 1932 machte er eine Aspirantur an dem wissenschaftlichen Forschungsinstitut für Linguistik in Moskau. 1928 verteidigte er seine Kandidatur-Dissertation und 1939 seine Doktorarbeit im Bereich Allgemeine Linguistik und Germanistik. 

Arbeitstätigkeit

1917 – Schullehrer in der Siedlung Preuss
1919 – Außerschulische Lehrkraft des Fachbereichs Volksbildung des Ujesds Rowno und Leiter des Pädagogischen Museums des Ujesds
1921 – Lehrkraft der Schule des Rajons Piwalensk
1922 – Leiter des Kinderheimes der Siedlung Preuss
1924 – Aufsichtsperson der Volksbildung des Volkskommissariats für Bildungswesen der Autonomen Sozialistischen Sowjetrepublik der Wolgadeutschen (ASSR WD)
1930 – Dozent des Lehrstuhls für Deutsche Sprache und Literatur im Fachbereich Deutsch der Pädagogischen Fakultät der Universität Saratow
1931 – Dozent des Lehrstuhls für Germanistik (Modernes Deutsch und Dialektologie, Folklore) der Deutschen Pädagogischen Hochschule in Pokrowsk
1934 – Arrest durch die OGPU mit zwei Jahren Untersuchungshaft
1936 – Dozent, später Professor des Pädagogischen Instituts Saratow
1941 – Deportation nach Tomsk
1941-1943 Professor und Leiter des Lehrstuhls für Deutsche Sprache und Allgemeine Linguistik am Pädagogischen Institut Tomsk.

Wissenschaftliche Tätigkeit

1919 – Gründung einer Heimatkundevereinigung in Rowno durch A.P. Dulson
1919-1924 – Teilnahme an Ausgrabungen alter skythisch-sarmatischer Gräber
1925 – Arbeit im Zentralbüro für die Erforschung der wolgadeutschen Dialekte
1930-1932 – Leitung der Ethnographischen Abteilung des Zentralen Museums der ASSR WD
1933-1941 – Forschungsarbeiten im Bereich Dialektologie, Folklore, Ethnographie und Archäologie 
1946-1972 Erforschung der Sprache von indigenen Völkern Sibiriens durch Expeditionen in der Oblast Tomsk und der Region Krasnojarsk. 

Der wissenschaftliche Nachlass des Forschers umfasst 150 Arbeiten, darunter 17 Lehrbücher für Schulen und Universitäten. 
Unter seiner Aufsicht wurden 45 Kandidatur-Dissertationen verteidigt und eine Schule für Feldlinguistik gegründet, die immer noch existiert. Unter der Leitung von A.P. Dulson wurden 80 ethnographische Studentenexpeditionen durchgeführt, eine toponymische Kartei Westsibiriens mit mehr als 160.000 geografischen Bezeichnungen Sibiriens angelegt, 342.000 Karteikarten angefertigt, davon ca. 300 von ihm selbst oder von Mitarbeitern des Instituts für toponymische Karten. Seine Arbeit „Die Ketische Sprache“ wurde mit dem Staatspreis der UdSSR gewürdigt. Dulson initiierte drei wissenschaftliche Unionskonferenzen über die Problematik der Herkunft indigener Völker Sibiriens und ihrer Sprachen.

Familie

Seine Ehefrau Viktoria Iosifowna Dulson (geb. Glock) wurde 1900 in der Siedlung Kotschetnoje des Ujesds Nowousensk im Gouvernement Samara geboren. Sie hat Lehramt studiert und begleitete A.P. Dulson auf Expeditionen. 
Seine Tochter Erika Andrejewna Petschenkina (gebr. Dulson) wurde 1922 geboren und war Dozentin für Fremdsprachen an folgenden Tomsker Instituten: TPI, TSPI, SPTI.
Sein Sohn Nikolai (Kuno) Andrejewitsch Dulson, gebr. 1928, war Dozent und Dekan der Elektroenergischen Fakultät der Polytechnischen Universität Tomsk. 
Sein Sohn Alfred Andrejewitsch Dulson, gebr. 1937, ist Doktor der Ingenieurswissenschaften, Professor an der Polytechnischen Universität Tomsk und verdienter Wissenschaftler der Russischen Föderation. 

Ehrungen für heldenmütige Arbeit und großartige wissenschaftliche Beiträge

1956 – Abzeichnen „Bester der Volksbildung“
1961 – Ordnen „Zeichnen der Ehre“
1970 – Jubiläumsmedaille „Für heldenmütige Arbeit Zum Gedenken an den 100. Geburtstag W.I. Lenins“
1970 – Abzeichnen „Bester der Volksbildung der Republik“
1971 – Ordnen der Oktoberrevolution 
1971 – Staatspreisträgerdiplom

Ausstellungsstücke:

1. Deutsche – Forscher Sibiriens
2. Biografie A.P. Dulsons
3. Materialien aus den Archiven der Stadt Engels und Tomsk
4. Archäologische Funde A.P. Dulsons bei Expeditionen 1944-1972

Das Projekt haben unterstützt: 

• Internationaler Verband der Deutschen Kultur
• Departement für Kultur und Tourismus der Oblast Tomsk
• Regionales Heimatkundemuseum M.B. Schatilow Toms

Öffnungszeiten:

Montag-Dienstag - 9:00-19:00 Uhr

Freitag - 9:00-16:30 Uhr

Samstag-Sonntag - Feiertage